Ein Baum als Wurzel des Erfolges

Dass aus ihrer Liebe zu schönen Dingen und einer kreativen Idee einmal solch eine Erfolgsgeschichte werden würde, damit hätte Lieselotte Blumensaat nicht in ihren kühnsten Träumen gerechnet. Am 1. September feiert das Oesterweger Großhandelsunternehmen Papyrus der Familie Blumensaat 25-jähriges Jubiläum. Begonnen hat jedoch alles schon früher: mit einem kleinen Geschenkartikelladen, den Lieselotte Blumensaat vor 33 Jahren an der Münsterstraße eröffnete.

„Ich hatte schon immer von einem eigenen kleinen Laden geträumt”, erzählt die Oesterwegerin. Dass es in Versmold Bedarf an Geschenk- und Dekorationsgeschäften gab, hatte sie als Mitarbeiterin eines Floristen immer wieder von Kunden gehört. Mit dem Schreibwaren- und Geschenkartikelladen Papyrus wollte sie diese Lücke schließen.

Neben den üblichen Waren fertigte Lieselotte Blumensaat dort auch selbst kleine Kränze und Gestecke an. „Was man damals Ende der 70er-Jahre so hatte”, sagt sie lächelnd beim Gedanken an die Mode. Ihr Ehemann Albrecht Blumensaat, der mit handwerklichem Geschick schon die Ladeneinrichtung selbst gemacht hatte, hatte sich im Hinterzimmer eine Werkstatt eingerichtet, in der er Bilderrahmen fertigte. „Irgendwann habe ich dann mal in so einen leeren Bilderrahmen Baummotive mit echten Blättern und Rinde geklebt”, erzählt Lieselotte Blumensaat. Die Idee kam an. Die Baumbilder verkauften sich im Laden wie verrückt. „Damals war das Waldsterben ein großes Thema, vielleicht mochten die Leute die Bäume deshalb so gerne”, versucht sie sich an einer Erklärung.

Ein Vertreter brachte das Ehepaar auf die Idee, seine Baumbilder doch einmal auf einer Messe vorzustellen. Und so wurden die »Kölner Einkaufstage« 1986 die Initialzündung für den geschäftlichen Erfolg. „Die Leute rissen uns die Bilder aus den Händen”, erzählt Albrecht Blumensaat.


Der Nachschub an Material war nur schwer zu bekommen

Von nun an wurde nicht mehr nur für den Verkauf im eigenen Laden produziert, sondern für den Großhandel. „Irgendwann wurde es sogar schwierig, das Naturmaterial für die Bilder zu bekommen, denn wir hatten bereits alles aufgekauft, was es in der Gegend gab”, erinnert sich Lieselotte Blumensaat. Die Zeiten, als die Eltern gemeinsam mit den Töchtern Kerstin und Nicole, die fast von Beginn an mit im Unternehmen tätig sind, im Wald selbst das Material für die kleinen Kunstwerke sammelten, waren ohnehin vorbei. „Ich weiß noch, dass wir zum Beispiel waggonweise Cannawurzeln aus Italien importiert haben”, sagt die Geschäftsfrau.

Ansonsten ist diese Anfangszeit des Großhandels an den Blumensaats eher vorbeigerauscht. „Wir haben Tag und Nacht gearbeitet, um mit der Produktion hinterherzukommen”, sagt Albrecht Blumensaat. „Und nie hat es ausgereicht, so dass die Nachfrage befriedigt war”, ergänzt seine Frau. Rund eine Million D-Mark Umsatz machte das Unternehmen allein im ersten Jahr, der sich von da an stetig verdoppeln sollte.

 

Längst hatte das Ehepaar einige Mitarbeiter eingestellt

Betriebsleiter Jörg Hock und Martina Müller, die das Sekretariat führt, sind seit den Anfangszeiten bis heute im Unternehmen aktiv. „Sie sind uns eine große Stütze”, sagt Lieselotte Blumensaat, die Wert darauf legt, dass die Lorbeeren nicht alleine ihr und ihrem Mann gebühren. Zu dem Geschäft an der Münsterstraße waren inzwischen noch weitere in Versmold, Gütersloh, Minden und Bielefeld hinzugekommen. 1987 wurde das Gebäude einer ehemaligen Tischlerei an der Milchstraße in Oesterweg gekauft und Produktion und Versand dorthin verlegt. In Hochzeiten waren rund 40 Mitarbeiter dort damit beschäftigt, die Baumbilder und andere Dekorationsartikel zu fertigen, die das Unternehmen inzwischen vertrieb. „Wir haben den größten Teil hier gefertigt, entworfen wurde jedes Stück von meiner Frau und den beiden Töchtern”, sagt Albrecht Blumensaat.

Seit Anfang der 90er-Jahre konzentriert sich die Papyrus GmbH nur noch auf den Großhandel. Die Läden wurden geschlossen. „Wir hatten einfach keine Zeit mehr, uns um die Geschäfte zu kümmern. Und wenn man nicht selbst in seinem Laden stehen kann, bringt es nichts”, sagt Lieselotte Blumensaat. Auch beim Großhandel gab es Veränderungen. Der Preiskampf unter den Mitbewerbern führte dazu, dass die Papyrus GmbH in Asien produzieren ließ. Die Entwürfe lagen weiterhin in den Händen der Chefin.

Favorisierter Baustil wurde einfach in die Heimat verpflanzt

Privat blieben die Blumensaats der Heimat treu. Am Firmensitz in Oesterweg erfüllte sich die Familie einen Traum. Drei Häuser wurden errichtet, die mit ihrem besonderen Stil an englische Herrenhäuser erinnern und konsequent die verspielte Linie der »schönen Dinge«, die im Unternehmen gefertigt werden, fortsetzten. „Wir haben diesen Baustil schon immer sehr geliebt, nur standen die Häuser, die wir uns angesehen haben, nie dort, wo wir leben wollten”, sagt Lieselotte Blumensaat.

Sowohl Privatwohnungen als auch die Firmenräume sind in den Häusern an der Milchstraße untergebracht. Durch die Verlagerung der Produktion ins Ausland - mittlerweile arbeiten noch zehn Mitarbeiter in Oesterweg in Verwaltung und Lager - ist im größten der Gebäude die Halle ungenutzt. „Wir überlegen noch, was wir damit machen können, vielleicht eine Seniorenresidenz”, sagt Albrecht Blumensaat. Denn für neue Projekte hat das Ehepaar inzwischen wieder Zeit. Vor rund zehn Jahren haben die zwei die Firma ganz in die Hände der nächsten Generation gelegt. „Die Mädchen machen das gut, ohne ihre Hilfe wäre das Unternehmen nicht so groß geworden”, sagt Albrecht Blumensaat mit väterlichem Stolz über die erwachsenen Töchter. „Und wir sind in unserem Alter nicht mehr so nah am Zeitgeist.” Der 65-Jährige setzt seine Energie und handwerklichen Ideen nun eher im privaten Bereich ein.

Nachfolgerinnen Nicole Scott und Kerstin Blumensaat

Seine Nachfolgerinnen Nicole Scott und Kerstin Blumensaat haben das Geschick und die Kreativität von den Eltern geerbt und entwerfen viele der Produkte der Papyrus GmbH selbst. Vom Kerzenständer bis zur Gartenbank reicht die Palette.
Quelle: Haller Kreisblatt / (Silke Derkum)